Wenn man über 60 ist und Kleidergröße 42 hat (hey, das ist doch eine normale Größe, oder?), kann so ein Mode-Shopping mit ziemlichem Frust enden, außer man hat ein gesundes Selbstwertgefühl.
Beim Bummel durch die Münchner Innenstadt fielen mir tolle, extravagante Gehröcke auf, die sofort mein Interesse weckten. Ich wollte natürlich wissen, ob ich mir so ein Teil überhaupt leisten konnte. Im Laden griff ich zum Anprobieren einen Gehrock ich Größe 42 - viiiieeel zu eng. Machte nichts, ich nahm Größe 44. Wieder kein Glück, ich konnte die Jacke nicht einmal schließen. Als ich die Verkäuferin nach der nächsten Größe fragte, schaute ich ziemlich kariert, als ich erfuhr, dass es keine nächste Größe gab! Die Gehröcke lagen preislich so bei 300 bis 350 €. Ist ja nun nicht gerade wenig! Ich maulte die Verkäuferin an, dass die Mode frauenfeindlich sei. Erstens müßte ich eigentlich schon unter Schock stehen, weil mir sogar Größe 44 zu eng war und zweitens dass es eine weitere Größe gar nicht gab!
Im Geschäft machte gerade eine andere Dame in reiferem Alter eine ähnliche Erfahrung. Sie jammerte ihrem Mann vor, dass sie mindestens 10 kg abnehmen müßte. Die Bemerkung kam mir gerade recht. Ich war sowieso ziemlich geladen. Ich sagte, das sei Blödsinn, schließch wären wir nicht dick, sondern wir hätten ausgesprochen sinnliche Figuren und es sei eine Schweinerei, dass so schicke Teile für unsere Größe nicht mehr vorhanden seien. Der Ehemann wollte mich wohl besänftigen und machte mir das Kompliment, meine Figur wäre doch sehr schön. Ich fauchte:
"Ich habe auch kein Problem mit meiner Figur, aber die Mode hat es offensichtlich!
Die Mode sollte für uns Frauen da sein, und nicht wir für die Mode!"
Bis zum Alter von 50 hatte ich keinerlei Figurprobleme. Meine Kleidergröße lag bei 38 bis 40. Es gab ein nicht erwähnenswertes Bäuchlein und keine Rettungsringe. Aber dann änderte sich die Figur. Plötzlich bekam ich Hüften und Rettungsringe und der Bauch wurde größer. Also muß ich diese Umstände beim Klamottenkauf berücksichtigen.
Joanna (Liebesbotschaft) schreibt jeden Freitag einen Blog-Beitrag " How to get in style", bei diesem Post ging es um das schöne "darunter". Bei BH´s ist das kein Problem, da finde ich immer was Tolles. Aber bei den Slips gibt es nichts Schönes für eine Figur wie meine! Ich möchte nämlich einen Taillenslip und sowas scheint in der Dessous-Mode nicht vorgesehen zu sein.
Ich mag auch keine Hüfthosen - sieht nicht gut aus, wenn der Bauch darüberhängt. Es laufen genug abschreckende Beispiele auf den Straßen herum. In einem Jeansladen, der wirklich groß und bis unters Dach voller Jeans war, erfuhr ich, es gäbe in diesem Geschäft ausschließlich Hüfthosen!
Im nächsten Laden reichte mir die Verkäuferin eine Jeans nach der anderen, jedesmal eine andere Größe. Insgesamt waren es 7 Stück und keine davon konnte ich zumachen! Sowas kann man nur mit Humor und Selbstbewußtsein ertragen.
Sind wir reifen Frauen mit fraulichen Figuren dazu verdammt, in langeweiliger Einheitskleidung herumzulaufen?
Gibt es für uns keine bequeme und trotzdem pfiffige Kleidung?
Tuniken sind für mich die beste Erfindung der derzeitigen Mode. Ich liiiiieeeebe sie!
Diese ist aus dem bekannten Internet-Auktionshaus. Die Jeans, die ich übrigens in 3 Farben habe, stammt vom Otto-Versand. Da habe ich doch tatsächlich eine sogenannte "Jeggins" gefunden, mit schlanken Beinen und ganz breitem Gummizug um Bauch und Hüften, der die Figur ein wenig formt. Toll!
Im Sommer darf es ein wenig luftiger sein. Die Hose ist von Adessa.
Ebenso die weiße Tunika.
Diese Tunika ist allerdings ein bißchen grenzwertig, weil ich nicht mehr so gerne ärmellose Oberteile trage. Aber sie hat mir sehr gut gefallen und ich denke, es geht gerade so.
Das Tuch ist auch von Adessa - ganz praktisch beim Cabrio fahren (Beifahrerin).
Ein weiteres Oberteil und eine weiße Hose von Adessa.
Und ja, ich liebe schöne Schuhe!
Es hat eine Weile gedauert, bis ich nach meinem Fußgelenk-Bruch wieder in Schuhen mit Absätzen gehen konnte. Natürlich kann ich damit keine stundenlangen Stadtbummel machen, aber wenn ich nicht allzu weit laufen muss, sind sie einfach schön.
So, das war heute ein langer Post, aber ich glaube, viele Frauen schlagen sich mit diesen Problemen herum.
Was spricht gegen Mode, die flott und bequem ist und die Figurprobleme geschickt überspielt?
P.S.: In teuren Läden habe ich selten Glück, etwas zu finden. Da sind die Oberteile fast ausschließlich figurnah gearbeitet, es flattert nix, höchstens mal eine Leinenhose.
Und die Hungerhaken-Verkäuferinnen in Designershops können ihr Entsetzen kaum verbergen, wenn man nach Größe 42 oder gar 44 verlangt.
Haben wir tollen Frauen sowas nötig?