Nein - ich meine nicht Wohnen MIT Büchern,
sondern tatsächlich Wohnen IN Büchern bzw. Romanen.
Es gibt einige Erzählungen,
in denen Autoren Häuser oder Wohnungen eine zentrale Rolle spielen lassen.
Spontan fallen mir das
Haus der Buddenbrooks aus dem gleichnamigen Roman von Thomas Mann ein,
das Rosenhaus aus "Nachsommer" von Adalbert Stifter,
der Landsitz Manderley aus "Rebecca" von Daphne du Maurier
und der alte Turm aus Horst Biernaths "Vater sein dagegen sehr"
(den habe ich immer besonders geliebt).
Es bereitet mir großes Vergnügen, solche Beschreibungen zu lesen,
die oft sehr ausführlich und detailverliebt daherkommen.
Auf die Idee, diesem Thema einen Post zu widmen, brachte mich das Buch
Das Buch ist randvoll mit Einblicken in verschiedenste Wohnsituationen,
versehen mit den passenden literarischen Zitaten.
Aber nun zu den Wohn-Beschreibungen, die ich euch vorstellen möchte.
Heute werdet ihr gefordert, denn es gibt einiges zu lesen!
Besonders geliebt habe ich immer die Beschreibung,
und
(hier) in ein warmes, gemütliches Zimmer verwandelt wurde.
"Das Wunder war wieder am Werk gewesen und hatte sogar noch mehr getan, als zuvor. Das Feuer loderte im Kamin und die hellen Flammen hüpften fröhlich auf und ab. Viele neue Dinge waren in ihr Zimmer gebracht worden, so dass die Dachkammer ganz verändert aussah. Wenn Sara nicht schon alle Zweifel überwunden hätte, dann hätte sie sich sicher die Augen gerieben. Auf dem niedrigen Tisch stand ihr Abendessen - und dieses Mal war auch ein Teller und eine Tasse für Becky dabei. Ein glänzendes, schweres, mit ungewöhnlichen Stickereien verziertes Tuch bedeckte den schäbigen, abgestoßenen Kaminsims. Darauf standen allerlei hübsche Nippsachen. All die hässlichen, nackten Dinge waren jetzt unter Tüchern verborgen und das Zimmer sah viel wohnlicher aus. An den Wänden hingen herrliche, farbenfrohe Stoffe, die mit feinen, spitzen Nägeln befestigt waren, mit Nägeln, die so spitz waren, dass man sie ohne Hammer in die Wand drücken konnte. an einigen Stellen hingen zur Dekoration prächtige Fächer aus Straußenfedern und überall lagen dicke Sitzkissen herum. Eine Holzkiste war mit einem Teppich zugedeckt. Darauf lagen kleine Kissen, so dass das Ganze wie ein Sofa aussah."
Eine Küche, wie man sie nur träumen kann,
"Sie befanden sich in der Küche. Aber was für eine Küche! Mindestens fünfundzwanzig Fuß breit und bestimmt fünfzig bis sechzig Fuß lang. Sie war riesig. Schränke und Bufetts und im vorderen Teil noch Küchengerätschaften nahmen ihr von ihrer Größe nur wenig; eine nicht ungewöhnlich hohe Decke verstärkte den Eindruck der gewaltigen Länge; fünf große Tragbalken, die quer durch den Raum liefen, ließen sie noch mächtiger erscheinen. Dave hatte plötzlich das Gefühl, sich in dem riesigen Saal einer mittelaterlichen Burg zu befinden. Am anderen Ende, in der sich zwischen den parallelen Wänden verjüngenden Perspektive, erhob sich ein großer Kamin aus Ziegelsteinen, weiß getüncht, gut fünf Fuß hoch, bei einer Breite von sieben oder acht Fuß. Zu beiden Seiten von ihm Bücherregale. Im Kamin loderte hoch und hell ein Feuer. -------
Der hintere Teil des Raums, um den Kamin herum, in dem noch ein paar alte, schmiedeeiserne Haken hingen, war wohnlich hergerichtet. Zwei nicht teuer wirkende Sofas standen einander gegenüber, im rechten Winkel zum Kamin, um die Breite des Kamins voneinander entfernt; zwischen ihnen ein niedriger, runder Rauchtisch. Hinter einem der Sofas, in einem Abstand, der kaum ein Durchgehen ermöglichte, stand ein großer, dunkler, schwerer alter Tisch, mit starken gedrechselten Füßen; um ihn herum einige Windsorstühle. Der Tisch war zum Essen gedeckt mit schwerem, dickem Restaurantporzellan, ein altmodisches, olivgrünes Porzellan, wie man es vor Jahren in chinesischen Restaurants finden konnte. Unter allen diesen Möbeln, jedenfalls fast unter allen, lag der größte indianische Teppich, den Dave jemals gesehen hatte, mit einem lebhaften Muster kontrastierender Farben. Er reichte fast von der einen Wand zu anderen. An beiden Enden standen zwei tiefe Sessel, neben jedem eine Stehlampe zum Lesen. In der einen Ecke eine große Musiktruhe, ringsum Regale mit Platten. Auch an den Seitenwänden standen Bücherregale, und über ihnen, nahe der Decke, hingen altmodische Tellerborde mit einer bunten Sammlung von alten Zinnsachen, deutschen Bierkrügen und handbemalten Tellern - soweit Dave es zu erkennen vermochte -, Bilder von dicken Mönchen, Jagd- und Trinkszenen. Es war ein Raum, wie es ihn eigentlich nur in den Träumen von Künstlern gab; er selber hatte früher von solchen Räumen geträumt."
Für diese Beschreibung einer Küche fehlt mir leider ein passendes Foto.
"Vor einer dunkelrot getünchten Wand stand ein offener, cremefarbener Kamin, neben dem auf einem Regal aus roh behauenem Holz das Kaminholz aufgeschichtet war. In sicherem Abstand davor standen zwei bequem aussehende Ohrensessel aus dunkelrotem Leder samt bunten Kissen und passenden Fußhockern. Unter ihnen lag ein rechteckiges Stück Sisalteppich.
Zwischen den Sesseln stand ein kleiner Beistelltisch aus dunkel gebeiztem Nussbaum, der als Ablagefläche führ mehrere Frauenzeitschriften diente und ihm signalisierte, dass sich Anna anscheinend gerne hier aufhielt.
Dominiert wurde der Raum jedoch von einem Quilt. Etwa dreieinhalb Quadratmeter groß, erstreckte er sich beinahe vollständig über eine in hellem Ocker verputzte Wand an der Kopfseite des Raumes - eine ungeheure, kaum gebändigte Explosion in Rot und Orange.
Ein dunkelrotes Universum explodierte oder ein Planet, ein Herz, ein Gedanke - was auch immer. Fasziniert drehte er sich einen der Ohrensessel in die entsprechende Position und setzte sich hinein, ohne den Quilt aus den Augen zu lassen.
Winzige Bestandteile dieses Etwas wurden kreuz und quer über den Quilt gefeuert. Von Gold bis Purpur, Smaragd bis Türkis, Quadraten, Dreiecken und Kreisen, waren alle Farben und Formen enthalten."
Haben es einige von euch bis hierher geschafft?
Dann mögt ihr sicher auch diese speziellen Abschnitte in Romanen, in denen es ums Wohnen geht.
Wäre es nicht schön, wenn es ein Buch mit all den phantasievollen Beschreibungen der Wohnungen und Häuser aus Romanen gäbe, vielleicht von einem Künstler illustriert?
Das würde mir gefallen und es fände sicher einen Platz in meinem Bücherschrank.
"Ich fand immer schon, dass man einen Menschen erst kennt,
wenn man sein Zuhause gesehen hat,
seine Bücher, seine Bilder, die Art, wie er seine Möbel aufstellt."
Zitat aus
"Ende eines Sommers" von Rosamunde Pilcher
Falls euch weitere Beispiele einfallen, wäre ich für einen Hinweis in eurem Kommentar dankbar.
Nun wünsche ich euch ein wunderschönes 4. Adventwochenende.
Leider sind die Temperaturen sehr warm und die Vögel zwitschern,
als ob der Frühling vor der Türe steht.