In diesen Tagen bin ich damit beschäftigt,
für Ende April dieses Jahres ein Klassentreffen meiner Volksschulklasse zu organisieren.
In diesem Zusammenhang schweifen die Gedanken ganz von selbst zur Schulzeit zurück.
Eingeschult wurde ich im Jahr 1950.
Links auf dem Foto bin ich zu sehen.
Die Fotoqualität ist leider miserabel,
aber ich freue mich, dass ich überhaupt ein Foto von meinem großen Tag habe.
Wenn es nicht dieses Beweisfoto gäbe, könnte ich mich nicht mal daran erinnern,
dass ich eine Schultüte hatte.
Meine erste Klasse in der Volksschule.
Wir waren 59 Kinder.
Ich frage mich, wie die es die Lehrerin fertig brachte,
dieser Meute Lesen und Schreiben zu vermitteln.
Aber es hat funktioniert (zumindest bei mir).
Auch in der 3. Klasse (1953) waren wir noch über 50 Schüler/innen.
Ich bin immer sehr gerne zur Schule gegangen.
Nur auf die Hausaufgaben hätte ich gerne verzichtet.
Sieben Jahre besuchte ich die Volksschule,
dann wechselte ich 1957 für 3 Jahre auf eine katholische Mädchenrealschule,
die von Klosterschwestern (Franziskanerinnen) betrieben wurde.
Obwohl ich evangelisch getauft bin, war es kein Problem.
Viele Dinge dort waren für uns Teenagerinnen ziemlich lästig,
z.B. bestimmte Kleidervorschriften.
So duften wir keine ärmellosen Kleider und keine Hosen (außer Skihosen im Winter) tragen.
Während des Unterrichts musste eine Kleiderschürze übergezogen werden.
Make-up oder sonstige dekorative Schminke wurde nicht gestattet und musste abgewaschen werden.
Außerdem verfügten die Klosterschwestern über einen gut funktionierenden Geheimdienst.
Sie wussten Bescheid, wenn ein Mädchen eine Verabredung mit einem Jungen hatte.
Das wurde natürlich öffentlich gerügt.
Und doch:
Wenn man von den oben genannten Kleinigkeiten absieht
(die aus heutiger Sicht völlig bedeutungslos sind),
war diese Schule hervorragend!
Die Klosterschwestern vermittelten uns eine großartige Allgemeinbildung.
Wir lernten Literatur kennen,
besuchten häufig Vorstellungen (Schauspiele und Opern) in Salzburg im Landestheater
und die kaufmännische Ausbildung
war den Firmen in der Umgebung wohlbekannt,
so dass von dieser Seite schon beim Zwischenzeugnis Ausschau nach neuen Mitarbeiterinnen gehalten wurde.
Und - was für die damalige Zeit noch völlig ungewöhnlich war -
der Holocaust wurde nicht totgeschwiegen!
Es war wohl im 2. Schuljahr (1958)
als uns ein Film über die Befreiung der Konzentrationslager gezeigt wurde.
Ich erinnere mich, dass wir kreidebleich und bis ins Mark getroffen aus dem Vorführraum wankten
und unfähig waren, auch nur irgendwas in Worte zu fassen.
Auch dieses Ereignis ist ein Grund dafür, dass ich auf diese Schule nichts kommen lasse.
1960 erhielt ich mein Abschluss- und Prüfungszeugnis.