Montag, 3. Februar 2020

Aus meiner Schulzeit


In diesen Tagen bin ich damit beschäftigt, 
für Ende April dieses Jahres ein Klassentreffen meiner Volksschulklasse zu organisieren.
In diesem Zusammenhang schweifen die Gedanken ganz von selbst zur Schulzeit zurück.

Eingeschult wurde ich im Jahr 1950.
Links auf dem Foto bin ich zu sehen.


Die Fotoqualität ist leider miserabel, 
aber ich freue mich, dass ich überhaupt ein Foto von meinem großen Tag habe.
Wenn es nicht dieses Beweisfoto gäbe, könnte ich mich nicht mal daran erinnern, 
dass ich eine Schultüte hatte.


Meine erste Klasse in der Volksschule. 
Wir waren 59 Kinder. 
Ich frage mich, wie die es die Lehrerin fertig brachte, 
dieser Meute Lesen und Schreiben zu vermitteln.
Aber es hat funktioniert (zumindest bei mir).


Auch in der 3. Klasse (1953) waren wir noch über 50 Schüler/innen.

Ich bin immer sehr gerne zur Schule gegangen. 
Nur auf die Hausaufgaben hätte ich gerne verzichtet.

Sieben Jahre besuchte ich die Volksschule, 
dann wechselte ich 1957 für 3 Jahre auf eine katholische Mädchenrealschule,
die von Klosterschwestern (Franziskanerinnen) betrieben wurde.
Obwohl ich evangelisch getauft bin, war es kein Problem.

Viele Dinge dort waren für uns Teenagerinnen ziemlich lästig,
z.B. bestimmte Kleidervorschriften. 
So duften wir keine ärmellosen Kleider und keine Hosen (außer Skihosen im Winter) tragen.
Während des Unterrichts musste eine Kleiderschürze übergezogen werden.
Make-up oder sonstige dekorative Schminke wurde nicht gestattet und musste abgewaschen werden.
Außerdem verfügten die Klosterschwestern über einen gut funktionierenden Geheimdienst.
Sie wussten Bescheid, wenn ein Mädchen eine Verabredung mit einem Jungen hatte.
Das wurde natürlich öffentlich gerügt.

Und doch: 
Wenn man von den oben genannten Kleinigkeiten absieht
 (die aus heutiger Sicht völlig bedeutungslos sind),
war diese Schule hervorragend!

Die Klosterschwestern vermittelten uns eine großartige Allgemeinbildung.
Wir lernten Literatur kennen, 
besuchten häufig Vorstellungen (Schauspiele und Opern) in Salzburg im Landestheater 
und die kaufmännische Ausbildung 
 war den Firmen in der Umgebung wohlbekannt,
so dass von dieser Seite schon beim Zwischenzeugnis Ausschau nach neuen Mitarbeiterinnen gehalten wurde.

Und - was für die damalige Zeit noch völlig ungewöhnlich war - 
der Holocaust wurde nicht totgeschwiegen!

Es war wohl im 2. Schuljahr (1958) 
als uns ein Film über die Befreiung der Konzentrationslager gezeigt wurde. 
Der Film hieß "Nacht und Nebel" und ich habe ihn nie mehr vergessen. 
Ich erinnere mich, dass wir kreidebleich und bis ins Mark getroffen aus dem Vorführraum wankten
und unfähig waren, auch nur irgendwas in Worte zu fassen.

Auch dieses Ereignis ist ein Grund dafür, dass ich auf diese Schule nichts kommen lasse.

1960 erhielt ich mein Abschluss- und Prüfungszeugnis.












4 Kommentare:

  1. Spannend, dieser Post! Die Schultüte auf dem Foto muss nichts besagen: Ich hab auch eine auf meinem Einschulungsfoto, aber die gehörte dem Fotografen.
    Was du über deine Nonnenschule schreibst, könnte ich so glatt übernehmen ( bis auf den Unterricht zu unserer jüngsten Geschichte ) im Negativen wie Positiven.
    Da ich aber 8 Jahre später eingeschult worden bin, wehte da schon der Geist der Revolte ,und wir haben uns schon gegen vieles aufgelehnt und dafür ordentlich einstecken müssen. Einen Monat nach dem Abi bin ich aus der Kirche ausgetreten. Aus heutiger Sicht ( das findet selbst die Klassenprima, jetzt an der kath. Uni Eichstätt ) grenzte da manches an Menschenrechtsverletzung. Ich mochte übrigens nie mehr an einem Klassentreffen teilnehmen und habe nur sporadisch Kontakt zu drei Mitschülerinnen.
    Viel Erfolg beim Organisieren!
    Astrid

    AntwortenLöschen
  2. Das hast Du sehr schön geschrieben, Renate. Schade, dass die ehemaligen Lehrerinnen das vermutlich nicht mehr lesen werden.
    Ich bin 26 Jahre nach Dir eingeschult worden,ging von der Grundschule auf ein katholisches Mädchen-Gymnasium - ebenfalls als evangelisch Getaufte. Ich erinnere mich, dass Freunde, die andere Schulen besuchten, oft blöde grinsten über den "Nonnenbunker",aber ich habe mich dort immer sehr wohl und aufgehoben gefühlt. Klar gab es Tage, an denen ich Schule einfach nur doof fand und als ich in die Pubertät kam, fand ich dieses "Mädchen-Ding" an der Schule natürlich äußerst unpraktisch. ;)
    So richtig habe ich erst als Erwachsene zu schätzen gelernt, wieviel mir diese Schule tatsächlich mit auf den Weg gegeben hat - weniger in Mathe als im Menschlichen.
    Und das herzhafte, laute Lachen unserer kleinen, so filigranen Schwester Agnes Karla, das werde ich nie vergessen!

    Hab ein schönes Klassentreffen! Ich hoffe, Ihr werdet in schönen Erinnerungen schwelgen!

    Britta

    AntwortenLöschen
  3. Sehr schön geschrieben, liebe Renate. Ich war ganz beeindruckt... Toll, dass der Holocaust nicht verschwiegen wurden. Meine Großeltern haben mir leider nur wenig erzählt, ich hätte sie so gern so vieles darüber gefragt...

    AntwortenLöschen
  4. schöne alte Bilder
    da sind wir fast im gleichen Alter ..;)(Einschulung 1952)
    ein Jahr danach Umzug an den Rhein
    so viele Kinder gab es dort aber nicht obwohl wir 2 Jahrgänge in einem Raum waren
    aber es waren katholisch und evangelisch getrennt
    ich ging dann nach der 5. Klasse auch auf die "Höhere Schule für Mädchen" die von Maria Ward Schwestern geführt wurden
    Schürzen brauchen wir keine aber sonst gab es die gleichen Vorschriften
    wenn wir im Winter Hosen anhatten mussten wir sie während des Unterrichtes ausziehen und unter die Bank legen (also Rock drüber ;)
    wir hatten aber auch weltliche Lehrkräfte und wie immer mochten wir einen mehr und andere weniger
    aber ich habe mich immer wohlgefühlt
    Klassentreffen gab es aber bei uns nicht oder ich habe sie nicht mitbekommen

    liebe Grüße
    Rosi


    AntwortenLöschen

Empfohlener Beitrag