Donnerstag, 20. Februar 2020

Fasching in den 50er Jahren


Zur Zeit bin ich dabei, alte Fotos zu sichten und zu sortieren.
Dabei liegen mir die Fotos aus dem Ort an dem ich aufgewachsen bin
 und in dem ich heute wieder lebe, sehr am Herzen.
Der Ort ist durch die Ansiedlung von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen 
nach dem Krieg entstanden. 
Erste Wohnungen fanden diese Menschen, zu denen auch meine Eltern gehörten,
 in Baracken, bis dann in den 50er Jahren nach und nach Häuser entstanden.

Vergnügungen waren rar gesät, außer man sorgte selbst dafür.
Und so gab es 1955 oder 1956 (genau weiß ich das nicht) 
hier tatsächlich einen Faschingszug mit Faschingshochzeit.
Ich kann mich noch ganz gut daran erinnern.

Aber nun lasse ich die Fotos für sich sprechen.


Im Vordergrund das Faschings-Brautpaar.
 Ein großer Mann war als Braut verkleidet, 
eine kleine wohlgerundete Frau gab den Bräutigam. 
Man war durchaus auch zeitkritisch, wie das obige Transparent beweist:
"Das ideale Bundes-Bett zur Behebung der Wohnraumnot."


Hier nochmal die Hochzeits-Gesellschaft mit Gästen und Torte in Großaufnahme.


Alle irgendwie fahrtüchtigen Gefährte wurden aufgeboten....


....um die gut gelaunten Narren durch den Schnee zu kutschieren.


Auch eine Emigranten-Familie aus dem fernen Afrika beteiligte sich am Spektakel.
Ich bin die zweite von links.

Ich erinnere mich, dass auch noch ein von einem Muli gezogener Zigeuner-Planwagen
dabei war, der sogar mit einem richtigen Öfchen beheizt wurde.

Außerdem gab es einen Pritschen-Krankenwagen, 
auf dessen offener Ladefläche eine Kropf-Operation vorgenommen wurde.
Ein undefinierbar gefülltes Leinentuch wurde dem Patienten um den Hals gebunden  
und dann vom Arzt unter Assistenz der OP-Schwester zum Gaudium der Zuschauer aufgeschnitten.
 Aus dem Tuch quoll Gulasch, 
das zu meinem Grausen von Arzt und Schwester vor aller Augen verspeist wurde. 
Ja - die Scherze waren ziemlich derb.

Soweit ich mich erinnere, war es das einzige Mal, dass Einwohner hier eine Faschings-Gaudi
organisiert haben.


2 Kommentare:

  1. Das ist ja mal witzig!! Da ging es noch anders zu! :)
    Viel Wert sind solche Einblicke!! Immer mal wieder spannend zu sehen und interessant zu wissen, wie der Ort aufgebaut wurde...
    Liebe Grüße!
    Ana U.

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  2. hach.. wie herrlich
    an die Dreiräder erinnere ich mich auch noch
    und wie viel Schnee es da noch gab
    meine Eltern feierten auch mit Bekannten immer abwechselnd eine Faschingsfeier daheim
    da wo wir her kamen gab es das ja nicht

    liebe Grüße
    Rosi

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